Montag, 10. März 2008

Zimmerexistenz

Es ist etwas kühl hier. Eines der verschwommenen Fenster steht immer einen Spalt offen. Offenbar möchte es keiner schließen. Alles ist so undeutlich und ich weiß nicht, warum. Ich weiß ja nicht einmal, wer ich bin. Es existiert kein Schein. Das Ding sitzt ganz allein in dunkler Atmosphäre. Nicht, dass es außergewöhnlich wäre, es ist ja immer so. Ohne äußere Bewegung wird sich wohl alles im Innern abspielen. Ich kann darüber leider nur Vermutungen anstellen, doch spiele ich schon lange mit dem Gedanken. Überhaupt spiele ich sehr gerne: Es ist lustig, das Ding mit bunten Bällen zu bewerfen! Leider nie eine Reaktion. Es hat noch nie reagiert - soll ich mich näher heran schleichen? Ich traue mich nicht. Nur ein paar Schritte --- aber dann packt mich die Angst --- es könnte passieren! Ich ziehe mich lieber wieder in das dunkle Eck zurück, kauere mich nieder, entsende mein Auge: Ganz sachte löst es sich, ganz sachte schwebt es empor – das Ding soll es nicht bemerken, es soll mich nicht entdecken! Ich lasse es an den scharfkantigen, kaum klar auszumachenden Hindernissen vorbei gleiten. Nur nichts berühren, denn - du musst wissen, mein Auge ist sehr empfindlich! Möchte nicht, dass es verletzt wird, möchte nicht, dass es stirbt! Einmal rund durch das neblige Wasser. Angekommen. Ich lasse es empor steigen - es ist anstrengend, obwohl ich es oft geschehen lasse. Gleich sehe ich das Ding wieder – da ist es! Ich beobachte es. Lasse mein Auge still im Wasser treiben. Es bewegt sich schon lange nicht mehr. Das Ding ist immer noch verschwommen, warum ist alles so verschwommen? Mir gefällt es nicht. Es gibt keine Tür. Neben meinem Auge schwimmt dieser Text. Und ich kann ihn einfach nicht lesen! Dabei sind die Zeichen so bekannt – aber undeutlich. Ich konzentriere mich, kneife das Auge zusammen. Und dann eine Bewegung, ich schrecke zurück, es passiert, das Auge entfällt mir - bricht am Grund. Im dunklen Eck schwebt ein Spaßmacher, der ohne Hände mit bunten Bällen jongliert.

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