Montag, 10. März 2008

Der dunkle Wanderer, Vitagen 7

- Ein Fragment der Nacht

Tiefe Wellen. Bewegte Wellen. Und immer kräuselt sich etwas, ein gar schöner Anblick. Das Wasser umspült die Sinne, und ich liege hier harmonisch auf meinem Boot. Der Seegang ist ruhig, seelentief gelassen. Und ich schaukle mit dem Schiff. Wie ein Pendel, welches mein Denken zu bestimmen wagt. Und ich denke, denke mich ins Wasser, fange an zu treiben und schwebe hinab ins Bodenlose. Der Glanz des Abgrunds kitzelt meine Wange, ich bekomme das Verlangen, die Hand wohl kratzend auf und ab zu bewegen. Alles gleich den Wellen. So wandle ich auf dem Gewässer und bemerke, dass das Boot aus Papier gefertigt ist. Und alles dehnt sich, das Wasser schlägt an die kaltweißen Wände. Wohnt hier der dunkle Wanderer? Oder ist alles nur ein Trugbild meiner kraftlosen Materie, die nun endlich auch rational ans Aufgeben denkt? Das Zimmer ist groß und mit Wasser gefüllt. Und immernoch schaukelt das Schiff, alles weit und leer.


Die Türe steht offen und so treibt das Boot gemächlich weiter, mich weiter in den nächsten Raum, der dem ersten auf die Wassermenge hin gleicht. Von Raum zu Raum, das Boot steht, nur die Umgebung scheint belebt. Es ist alles so vertraut: Nicht ich werde ausgewechselt, nein, man wechselt nur die Form. Nur die Form, nichts als die Reform. Und ich muss mich doch krümmen, ich weiß ja auch nicht warum. Etwas hält dies für richtig und deshalb halte ich es auch für richtig und aus, krümme mich, liege gekrümmt auf dem Boot aus Papier. Die Reise ist ja ganz angenehm auf diese Weise, ganz angenehm, ja. Die Zimmer rennen hastig, schwimmen, rennen, ziehen vorbei. Und dann durchdringen die ersten Projektile die Schiffshaut,
ich werde unruhig und verfolgt.


Anderes Schiff, gleiches Schiff, eine Spiegelung und doch feindlich. Ich weiß auch nicht. Doch mein Untergrund schwankt und ich weiß, wenn er fällt, so falle auch ich. Also beeile ich mich, Zimmer dazwischen zu zerren. Und es funktioniert nicht.


Quadratische Zimmer, die Wände weiß, mit Wasser gefüllt und mein Boot: Das nächste und alles kommt schneller als erwartet. Und plötzlich immer schneller. Die Zimmer rasen wie toll. Und dann stürzt die Wasserfläche nach unten, vor mir der Wasserfall. Ich reagiere angemessen hysterisch. Versuche, zu wenden und es gelingt und ich möchte zurück. Lieber zum Feind als zum Untergang. Ich treibe das Schiff an, möge es doch dem Fluss trotzen. Das Negativ stürzt an mir vorbei. Und ich höre den dunklen Wanderer lachen.

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